Der diskrete Mr. Flint by Rankin Ian

Der diskrete Mr. Flint by Rankin Ian

Autor:Rankin, Ian [Rankin, Ian]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi, azw3
Tags: Krimi/Thriller
Herausgeber: Wilhelm-Goldmann-Verlag
veröffentlicht: 2013-06-17T22:00:00+00:00


17

Er musste spätherbstliches Laub vom Kühler und der Windschutzscheibe des Jaguars fegen. Der Wagen hatte eine Weile unbenutzt herumgestanden. In der vorderen Stoßstange war eine kleine Delle, die vermutlich daher rührte, dass irgendein Autofahrer beim Ein- oder Ausparken nicht aufgepasst hatte. Aber zum Glück hatte niemand einen Ziegelstein durch eine der Scheiben geworfen, und niemand hatte eine funkgesteuerte Gemeinheit unter einem der Kotflügel oder am Unterboden angebracht.

Die Fahrt hingegen war nicht besonders angenehm, und als er vor einer roten Ampel stand, geriet er darüber ins Grübeln. Es hatte ihm immer Spaß gemacht, diesen Wagen zu fahren. Immer. Aber an dem Verhältnis zwischen ihnen schien sich etwas geändert zu haben. O nein, nicht du auch noch, hätte Miles am liebsten gesagt. Es kam ihm vor, als hätten sich das Motorengeräusch, die Schaltung, das Armaturenbrett und das Leder des Sitzes verschworen, um ihm ein Gefühl von Entfremdung zu geben. Er passte einfach nicht mehr zu dem Wagen. Das Wort »Scheidung« kam ihm in den Sinn. Er würde den Jaguar verkaufen und sich ein schlichteres Auto zulegen oder – warum nicht – nur noch öffentliche Verkehrsmittel benutzen. Allzu oft hatte ihm sein Wagen als ein wohliger Schutzraum gedient. Aber nun war er bereit, sich der Welt da draußen zu stellen.

Und er war auch bereit, sich dem auszusetzen, was ihn womöglich in Partridges Büro erwartete.

Der Wagen hinter ihm hielt überhaupt keinen Abstand. Würde Miles abrupt bremsen, gäbe es einen Auffahrunfall. Wieso ging jemand ein solches Risiko ein? Vielleicht saß ein Italiener am Steuer. Der Wagen stammte allerdings nicht aus Italien. Es war ein Mercedes. Und er war schon eine ganze Weile hinter ihm.

»Fahr doch endlich vorbei«, sagte er halblaut, während er die Hand aus dem geöffneten Fenster hielt, um den anderen vorbeizuwinken. Doch das Auto hinter ihm wurde im selben Maß langsamer wie der Jaguar, und Miles, dessen Herz plötzlich heftiger schlug, sah sich den Fahrer im Rückspiegel an. Vielleicht Ausländer, aber das war wegen der unnötigen Sonnenbrille des Mannes schwer zu erkennen. O mein Gott, ich werde verfolgt, schoss ihm durch den Kopf. Natürlich. Wieso war ihm das nicht schon längst aufgefallen? Du fährst zu langsam, Miles, viel zu langsam.

Er beschleunigte auf sechzig, fünfundsechzig, siebzig, überholte mehrere Wagen mit nur ein paar Zentimetern Abstand und hörte deren Fahrer hupen, aber seine Aufmerksamkeit galt ausschließlich dem Mercedes hinter ihm. Der Wagen glich einem Hai auf der Jagd: Er begnügte sich damit, ihn nicht aus den Augen zu lassen und abzuwarten, bis er ermüdete oder aus Panik das Falsche tat. Fünfundsiebzig, achtzig: auf Innenstadtstraßen beinahe selbstmörderisch. Er fuhr zu schnell in einen Kreisverkehr, und plötzlich beteiligte sich zusätzlich ein Auto mit Blaulicht und heulender Sirene an der Verfolgung. Miles wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Der Mercedes blinkte und bog ab, überließ das Feld dem Polizeiwagen. Miles blinkte ebenfalls und fuhr halb auf den Bürgersteig. Der andere Wagen setzte sich quer vor ihn.

Kein Problem. Er hatte die Telefonnummer parat.

Ein Pistolenlauf wurde durch das Fenster auf ihn gerichtet, und er bekam den Befehl, langsam auszusteigen.



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